Nicht warten und grübeln, sondern Geschichte schreiben!
Nach Berechnungen der bisher ausgezählten Stimmen liegt Donald Trump laut Medienberichten deutlich in Führung und hat die Wahl in den sogenannten Swing States wie Pennsylvania, Georgia und North Carolina für sich entschieden. Trump hat bereits eine Siegesrede vor seinen Anhängern gehalten und die Medien weltweit prognostizieren, dass Trump als 47. Präsident der Vereinigten Staaten ins Weiße Haus einziehen wird. Die demokratische Kandidatin Kamala Harris wird sich erst im Laufe des Tages äußern.
Unabhängig vom Ergebnis wird jedoch keiner der beiden Kandidaten einen wesentlichen Unterschied bei der Bewältigung der fundamentalen Krisen machen, mit denen die USA und die Welt konfrontiert sind. Mehr denn je wird der Hauptfaktor, der die zukünftigen Ereignisse bestimmen wird, die Rolle einer engagierten Minderheit sein, die eine neue Dynamik in die bankrotte und imperialistische westliche Welt bringt – ein Potenzial, das für diejenigen, die es erkennen können, immer offensichtlicher wird, sich aber nicht in der Präsidentschaft an sich widerspiegelt.
Selbst wenn Harris und ihre Partei, die Krieg und Völkermord befürwortet, besiegt werden, und selbst wenn Trump tatsächlich im Januar 2025 sein Amt antreten darf, sollte sein erklärter Widerstand gegen Teile dieser Politik niemanden zu der Annahme verleiten, er stehe für einen grundlegenden Wandel gegenüber der Korruption und Verkommenheit des westlichen Establishments. Selbst in diesem Fall ist eine Gruppe leidenschaftlicher Organisatoren, die in der Lage sind, ihren Mitbürgern wahrhaftige und tiefgründige Ideen zu vermitteln, das Einzige, was einer Gesellschaft, die ihren Halt verloren hat und sich auf dem Weg in die thermonukleare Vernichtung befindet, buchstäblich den Boden unter den Füßen zurückgeben kann. Vor diesem Hintergrund muss man sich vergegenwärtigen, was heute bekannt ist:
Der Stellvertreterkrieg der NATO in der Ukraine kollabiert weiter und es fällt selbst den eingefleischtesten westlichen Analysten immer schwerer, dies zu ignorieren. Jüngstes Beispiel ist ein Artikel des ehemaligen Präsidenten des Council on Foreign Relations, Richard Haass, in Foreign Affairs, in dem er einräumt, dass eine „überarbeitete Strategie“ für die Ukraine notwendig sei. „Washington muss der düsteren Realität des Krieges ins Auge sehen und sich mit einem plausibleren Ausgang abfinden“, schreibt Haass und weist darauf hin, dass die Ukraine Gebietsverluste hinnehmen müsse. Haass macht immer noch drastische Vorschläge, die Russland niemals akzeptieren wird, wie zum Beispiel, dass die Ukraine endlich der NATO beitreten und schwere Waffen aus dem Westen erhalten sollte, während der Konflikt eingefroren wird, aber es ist zumindest eine langsame Anerkennung der Realität.
Trotz solcher Eingeständnisse halten die Verantwortlichen an der endlosen Konfrontation mit Russland fest. NATO-Generalsekretär Mark Rutte traf sich am 4. November mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz und erklärte, Russland führe bereits eine „Kampagne hybrider Angriffe“ gegen europäische Länder – weit über die Grenzen der Ukraine hinaus – und die NATO bereite sich langfristig auf eine globale Konfrontation mit Russland vor. In diesem Sinne plant die NATO auch, ihre Aktivitäten in Rumänien in den kommenden Jahren zu verstärken und hat dort kürzlich große Militärübungen abgehalten.
Beunruhigenderweise haben Frankreich, Italien und Großbritannien Pläne entwickelt, ihre Militärpatrouillen nach Asien auszuweiten, wo sie gemeinsam mit Japan und den Philippinen Häfen anlaufen und Übungen durchführen wollen – eine unverhohlene Provokation gegenüber China. Dahinter steckt die Strategie, sich auf eine größere Konfrontation mit China in Asien vorzubereiten, zumal Russland, China und die BRICS-Staaten ihre Zusammenarbeit verstärken, um eine Alternative zum zusammenbrechenden westlichen System zu schaffen. Wie Matthew Kaminski von Politico Europe schrieb: „Der nächste Weltkrieg beginnt hier [in Ostasien]“.
Anstatt zu akzeptieren, dass im globalen Süden oder in der globalen Mehrheit eine neue Dynamik entsteht, die nicht ‚antiwestlich‘, sondern auf wirtschaftliche Entwicklung und Chancen für den Rest der Welt ausgerichtet ist, erklären die Ideologen in den Echokammern des Westens ihr den Krieg und versprechen die ewige Herrschaft ihres unipolaren Systems.
Diese Politik hat verheerende Folgen für die Menschen in Palästina, im Libanon und im übrigen Südwestasien. Israel setzt seine mörderischen Aktionen fort, wie die Angriffe auf Krankenhäuser und humanitäre Organisationen wie die UNRWA zeigen. Die USA haben Israel eine Frist von 30 Tagen gesetzt, um diese Situation zu verbessern, tun aber selbst nichts dafür, während Israel ungehindert an seiner destruktiven Strategie festhält. Tatsächlich sind die politischen Entscheidungsträger der USA Gefangene ihres eigenen Narrativs, dass die westliche Hegemonie den Nahen Osten beherrschen muss. Es ist noch zu früh, um die Gründe für die plötzliche Entlassung des israelischen Verteidigungsministers Yoav Gallant zu kennen, aber Israels gegenwärtige Politik des Krieges und der ethnischen Säuberung schadet dem Land selbst und führt zu allen möglichen internen Konflikten. Wenn diese Politik nicht gestoppt wird, wird sie letztlich zum eigenen Untergang führen – oder zu einem Atomkrieg.
Aus diesen Gründen sollten wir uns nicht zu sehr auf den Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen konzentrieren. Wir stehen am Ende einer Ära, und eine Fortsetzung des alten geopolitischen Denkens würde die Menschheit in die Selbstzerstörung führen. Die Aufgabe der heutigen Führungspersönlichkeiten ist es, einzugreifen und einen politischen Wandel im Westen herbeizuführen, für den es zwar noch nicht alle Voraussetzungen, aber das Potenzial gibt. Organisieren wir uns also, um eine neue Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur zu schaffen und die Geopolitik des britischen Empire endgültig zu verbannen.
Inhalt
STRATEGISCHE KRIEGSGEFAHR
- Die NATO gibt Russland die Schuld für den Zusammenbruch Europas
- Frankreich und Großbritannien planen größere Marineeinsätze in Asien
- Politico-Redakteur Kaminski: Ostasien ist zur „größten Bedrohung für den Weltfrieden“ geworden
- UN-Abrüstungskommission stimmt für Untersuchung der Folgen eines Atomkrieges
NEUES PARADIGMA
- Douglas Macgregor enthüllt: BRICS will Aufbau, wir wollen Krieg
- 7. China International Import Expo mit Besucherrekord
ZUSAMMENBRUCH DES IMPERIALEN SYSTEMS
- Netanjahu entlässt Verteidigungsminister Gallant
- Mehr Eingeständnisse, dass die Ukraine verliert
- Gaza-Krankenhaus startet ,letzten Notruf‘
- US-Außenministerium bewertet Israels humanitären Zugang zu Gaza als „mangelhaft“
- Neun Länder arbeiten an Resolution zum Ausschluss Israels aus den Vereinten Nationen
GESCHICHTE UND KULTUR
- Poesiefestival in Mossul nach Jahrzehnten des Krieges