Nikolaus von Kues und die Zukunft der amerikanisch-russischen Zusammenarbeit

Nikolaus von Kues und die Zukunft der amerikanisch-russischen Zusammenarbeit
Bildnachweis: J. Craig Thorpe; im Auftrag von Cooper Consulting für den Gouverneur von Alaska, Frank Murkowski

Es ist ein Glück für die Menschheit, dass nicht die Abfolge aktueller Ereignisse über Wochen und Monate hinweg die Geschichte bestimmt. Vielmehr ist es der dynamische Verlauf der Geschichte, geprägt von der zugrunde liegenden kulturellen und philosophischen Weltanschauung der Gesellschaft, der die Entwicklung dessen bestimmt, was man normalerweise als „aktuelle Ereignisse“ betrachtet. Lyndon LaRouche betonte diesen Punkt häufig und stellte ihn in den Mittelpunkt der Arbeit des von ihm gegründeten Nachrichtendienstes Executive Intelligence Review.

In der Danksagung seines 1983 erschienenen Buches Es gibt keine Grenzen des Wachstum erläuterte LaRouche seine Gedanken:

„Die Arbeitsweise dieses Nachrichtendienstes unterscheidet sich in zwei grundsätzlichen Punkten von der Arbeit der meisten führenden Wochenzeitungen. Die redaktionelle Politik hat sich den Humanismus der Goldenen Renaissance des 15. Jahrhunderts zu eigen gemacht, eine Weltanschauung, für die Gottfried Wilhelm Leibniz und Benjamin Franklin standen. Die Herangehensweise an aktuelle Ereignisse gründet sich auf eingehende historische Studien über Politik, Geistesgeschichte und politische Fraktionen in jedem dieser Spezialressorts.

Neben jenen allgemeinen Aspekten, die den längeren Verlauf der Geschichte betreffen,” schreibt LaRouche weiter, „sind wir meist so mit unserem kurzen vergänglichen Leben beschäftigt, dass wir dazu tendieren, jenen Teil unseres Wissens, den wir ,Erfahrung’ nennen, überzubetonen… Allerdings sind gewöhnliche tagtägliche Erfahrungswerte, selbst über den Zeitraum mehrerer Generationen hinweg, keine kompetente empirische Grundlage, um die tatsächlichen tieferen Gesetze menschlicher Verhaltensweisen abzuleiten. Wenn man die Entwicklungen in der von der europäischen Kultur geprägten heutigen Welt verstehen will, muss man den Entwicklungsprozess der europäischen Kultur in den vergangenen 2.500 Jahren kennen.“

Aus dieser Perspektive möchten wir die Aufmerksamkeit unserer Leser auf die tiefere Bedeutung der Rede lenken, die Papst Leo XIV. am 25. Oktober vor etwa 10.000 Pilgern aus 93 Ländern gehalten hat, die sich anlässlich der Sonderaudienz zum Heiligen Jahr auf dem Petersplatz in Rom versammelt hatten. Der Papst konzentrierte sich in seiner Ansprache auf die Beiträge von Kardinal Nikolaus von Kues im 15. Jahrhundert, „einem Kardinal, der bis heute wenig bekannt ist,“ wie der Papst zugab. Er hob Cusas zentrales Konzept des Zusammenfalls der Gegensätze hervor und betonte dessen enorme Bedeutung für die Gegenwart.

Der Papst sprach pointiert von „einer nicht weniger turbulenten Zeit – dem 15. Jahrhundert“, als „viele seiner Zeitgenossen in Angst lebten; andere sich für neue Kreuzzüge rüsteten“. Cusa hingegen „glaubte an die Menschheit. Er verstand, dass es Gegensätze gibt, die zusammengehalten werden müssen.“ Der Papst forderte eindringlich: „Lasst uns zu einem Volk werden, in dem Gegensätze zur Einheit gebracht werden“; auch wenn es noch nicht existiert, „müssen wir mit Cusa auf das hoffen, was noch nicht sichtbar ist,“ eine Zukunft, die der Würde des Menschen würdig ist.

Die Worte des Papstes waren weise und dringend notwendig. Um jedoch die revolutionäre Natur – und die Bedeutung für das Überleben der Menschheit – von Cusas Konzept des „Zusammenfalls der Gegensätze“ vollständig zu verstehen, müssen sich ernsthafte Leser und politische Aktivisten mit den umfangreichen Schriften von Lyndon LaRouche zu diesem Thema beschäftigen – zum Beispiel mit seinem Artikel von 2005 “Eine Diskussion mit Helga über Wissenschaft: Die Schöpfungen des Menschen” – und mit der laufenden Arbeit des Schiller-Instituts unter der Leitung von Helga Zepp-LaRouche, selbst eine anerkannte Cusa-Forscherin. So erklärte Zepp-LaRouche beispielsweise in einem Artikel vom 25. April 2020, “Die LaRouche Legacy Foundation”:

„Es gelang ihm (Cusa), eine neue Denkmethode zu entwickeln, worüber er sich sehr bewußt war, er sagte: ,Ich sage jetzt etwas, was noch kein Mensch je zuvor gedacht hat.’ Und das war das Prinzip der coincidentia oppositorum, das ist die Idee, dass das Eine einen höheren Wert und eine höhere Ordnung hat als das Viele, und dass der menschliche Geist immer Widersprüche überwinden kann, indem er auf einer höheren Ebene eine Vernunftebene entwickelt, die einen Weg zur Lösung von Problemen bietet, die auf der niedrigeren Ebene nicht gelöst wurden.“

Eine hervorragende Anwendung genau dieser Denkweise ist die langjährige Unterstützung des Beringstraßen-Tunnelprojekts durch die LaRouche-Bewegung, das die Vereinigten Staaten und Russland physisch verbinden und beide Länder auf einen Weg der wirtschaftlichen und strategischen Zusammenarbeit statt der Konfrontation bringen würde. Am 22. Oktober veranstaltete EIR eine historische internationale Konferenz zu genau diesem Thema.

An diesem Wochenende traf der Sonderbeauftragte des Kremls, Kirill Dmitrijew, in Miami ein, um sich mit seinem amerikanischen Amtskollegen Steve Witkoff zu treffen und zu versuchen, die Friedensverhandlungen zwischen den beiden Ländern wieder in Gang zu bringen. Dmitrijew bekräftigte in Interviews mit den amerikanischen Mainstream-Fernsehsendern CNN und Fox News seine uneingeschränkte Unterstützung für das Beringstraßen-Projekt:

„Es geht nicht nur um das Projekt selbst, sondern wir glauben, dass es, sobald die politischen Schwierigkeiten überwunden sind, viele Möglichkeiten für eine wirtschaftliche Zusammenarbeit gibt, und diese wirtschaftliche Zusammenarbeit kann die Grundlage für eine friedliche Beziehung zwischen Russland und den USA sein. Und wir brauchen diese Grundlage, denn die Sicherheit der ganzen Welt hängt davon ab.“

Nikolaus von Kues würde dem voll und ganz zustimmen.


Inhalt

NEUES PARADIGMA

  • Papst Leo spricht vor 10.000 Jubiläumspilgern auf dem Petersplatz über Cusa
  • Dmitrijew trifft sich in Florida mit Witkoff: „Wir sind einer diplomatischen Lösung recht nahe“
  • Dmitrijew erläutert im US-Fernsehen den Vorschlag für einen Tunnel durch die Beringstraße

STRATEGISCHE KRIEGSGEFAHR

  • Koalition der Willigen trifft sich in London
  • Russischer Diplomat wirft Europa Einmischung in die Kommunikation zwischen den USA und Russland vor
  • Militarisierung tötet die zivile Wirtschaft
  • Rubio sagt Nein zu UNRWA in Gaza

USA UND KANADA

  • Trump könnte sich mit Xi treffen, aber nicht mit Modi

ZUSAMMENBRUCH DES IMPERIALEN SYSTEMS

  • Russische Zentralbankchefin Nabiullina: Die hohen Zinssätze bleiben länger als erwartet

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