Wenn man vor zwei schlechten Entscheidungen steht, hört man besser auf den Rabbi

Wenn man vor zwei schlechten Entscheidungen steht, hört man besser auf den Rabbi
Der chinesische Außenminister Wang Yi und der russische Außenminister Sergej Lawrow. Credit: Außenministerium der Volksrepublik China

Es gibt die Anekdote vom Rabbi, der rät, bei zwei schlechten Entscheidungen immer die dritte zu wählen.

Was also könnte der chinesische Außenminister Wang Yi seinem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba diese Woche angeboten haben – ein Stück Land aufzugeben, um das Töten zu beenden? Werden Russland und die Ukraine die Lage stabilisieren, indem sie sich auf einen Grenzverlauf einigen? Und weiß China besser als jedes andere Land, wie man solche Grenzen zieht?

Offensichtlich erinnerte Wang Yi Kuleba daran, dass die Ukraine und China im Grunde strategische Partner sind, nachdem der damalige ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch im Dezember 2013 das neue „Belt and Road“-Programm des chinesischen Präsidenten Xi Jinping unterzeichnet hatte. Dabei ließ er jedoch einige hässliche Wahrheiten aus – dass Victoria Nuland zwei Monate später für 5 Mrd. Dollar ihre „Farbrevolution“ in Kiew inszenierte und die Ukraine in einen Bürgerkrieg stürzte. Der Punkt ist, dass es damals einen Weg gab, der nicht eingeschlagen wurde und der Ukraine eine solide und blühende Zukunft beschert hätte. Peking hat diese Perspektive wieder auf den Tisch gelegt, ohne Belehrungen darüber, dass die Ukraine das verdient hat, was sie in den letzten 10 Jahren bekommen hat.

Die Idee, dass es eine dritte Möglichkeit gibt, wenn man zwischen zwei unmöglich schlechten Möglichkeiten wählen muss, funktioniert nur, wenn man in einer Welt lebt, in der es eine größere, bessere und glücklichere Zukunft gibt, die noch nicht verwirklicht wurde. Mit anderen Worten, der Fall, dass man vor zwei schlechten Entscheidungen steht, ist symptomatisch für eine Person oder eine Nation, die es versäumt hat, zum richtigen Zeitpunkt den besseren Weg einzuschlagen. China ist der Erfolg nicht einfach in den Schoß gefallen. Denn China war im 19. Jahrhundert so geschwächt, dass es dem britischen Empire möglich war, eine uralte Kultur zu versklaven, und auch die anti-westliche „Kulturrevolution“ führte das Land nicht auf einen besseren Weg. Vielmehr mußte China unermüdlich an einer Lösung für das historische Problem arbeiten, dass eine riesige Bauernschaft in tiefer Armut feststeckte. Jetzt, wo dies geschehen ist, kann China mit ruhiger und überlegener Hand das Ruder der Staatskunst führen.

Auf der gestrigen Sitzung des US-Kongresses herrschte eher die Atmosphäre einer bizarren Nürnberger Versammlung, mit angeblich bis zu 52 stehenden Ovationen für eine demagogische Darbietung des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu, und das alles in etwa einer Stunde. Ein halbes Dutzend jüdischer Angehöriger von Geiseln im Gazastreifen, die schweigend mit T-Shirts mit der Aufschrift „Seal the Deal Now“ (Friedensabkommen jetzt!) dastanden und Netanjahu aufforderten, seine Kriegstreiberei zu beenden und das Friedensabkommen für die Geiseln zu akzeptieren, wurden verhaftet. Netanjahu behauptete einfach, Israel versorge jeden einzelnen Palästinenser im Gazastreifen mit mehr als 3.000 Kalorien pro Tag – daher sei die Anordnung des Internationalen Gerichtshofs, Israel müsse das Aushungern der Palästinenser im Gazastreifen stoppen, reiner Antisemitismus. Netanjahu lobte die gewählten US-Vertreter, die sich dem Antisemitismus des IGH entgegengestellt hätten. Nicht gerade große Staatskunst in Washington. Was würde der Rabbiner sagen?

Bis zum Wahltag am 5. November stehen den Amerikanern noch etwa 100 Tage voller Wahlkampfgetöse bevor, während sie sich fragen, ob ein dementer Joe Biden den Finger auf dem Atomknopf hat. Und sind Kamala Harris oder der nächste in der Machtreihenfolge, der Parlamentssprecher Mike Johnson, irgendwie vertrauenswürdger, während die USA scheinbar unumkehrbar auf eine thermonukleare Konfrontation mit Russland zusteuern? Was würde der Rabbi sagen?

Zwei Kandidaten, die wissen, was Staatskunst ist, bewerben sich in New York um einen Senatssitz – Diane Sare – und um einen Sitz im Repräsentantenhaus – Jose Vega. Keiner von beiden kann diesmal Präsident werden, aber sie können jenen notwendigen Prozess in Gang setzen, in dem die Amerikaner wieder fähig werden, mit Kraft und Einsicht ihr Land wieder regierbar zu machen. Was könnte sich ein Rabbiner mehr wünschen?


Inhalt

STRATEGISCHE KRIEGSGEFAHR

  • Der ukrainische Militärchef behauptet, er könne die Krim einnehmen und den Krieg gewinnen
  • Col. MacGregor ruft Amerika auf, Netanjahus Krieg gegen den Iran zu verhindern
  • Neonazi Biletsky schickt seine ukrainischen Truppen auf Europatournee
  • Russland und China stellen sich beim ASEAN-Außenministertreffen gegen die kriegstreiberische Politik der USA
  • Kontroverse über die Äußerungen des ukrainischen Außenministers Kuleba in China

NEUES PARADIGMA

  • Bolivianische und brasilianische Stahlunternehmen diskutieren „strategische Allianz“ zur gemeinsamen Stahlproduktion
  • Chinas Diplomatie mit der Ukraine basiert auf wirtschaftlicher Entwicklung

KOLLABIERENDES IMPERIALES SYSTEM

  • Sanktionen sind in Wahrheit Wirtschaftskrieg

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