Mit Staatskunst in die Geschichte eingreifen

Mit Staatskunst in die Geschichte eingreifen
Die Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand war nicht das einzige Ereignis, das den Ersten Weltkrieg auslöste. Bildquelle: Creative Commons

Alle großen Denker, seien es Wissenschaftler, Musiker, Dichter oder Staatsmänner, wissen, dass es Ideen und nicht einzelne Ereignisse sind, die den Lauf der Geschichte bestimmen. Jeder von uns ist gefordert, sich dem heutigen punctum saliens zu stellen und staatsmännisch zu denken. Was ist der übergeordnete, erkenntnistheoretische Kampf, der wie eine unsichtbare Strömung die Überschneidungen, Interaktionen und Entwicklungen auf der sichtbaren Weltbühne antreibt?

Wenn Sie so denken, wird es Sie nicht überraschen, dass in einer Zeit, in der große, potenziell nukleare Weltkonflikte auf eine Entschärfung und Lösung zusteuern – wobei der Ukrainekrieg, sowie die Spannungen zwischen den USA und dem Iran zwei der prominentesten sind –, scheinbar aus dem Nichts eine ganze Reihe von Destabilisierungen, Attentaten und Attentatsdrohungen auftauchen. Die Ermordung zweier junger Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington am Abend des 21. Mai ist nur das jüngste Beispiel; hinzu kommen Anfang der Woche die Ermordung des ukrainischen Oppositionsführers Andriy Portnov in Madrid sowie zweier enger Mitarbeiter der Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt. Und dies alles zeitgleich mit Aufrufen zur Ermordung des US-Präsidenten Trump und des russischen Präsidenten Putin von Gefolgsleuten des westlichen Establishments.

Jedes dieser scheinbar zusammenhanglosen Ereignisse kann als Hebel genutzt werden, um laufende Friedensgespräche und Kooperationsabkommen zu torpedieren. Alle zusammen dienen einer von britischen Geheimdiensten entwickelten „Strategie der Spannung“, die darauf abzielt, ein Klima von Angst und Chaos zu schüren, in dem ein Staatsstreich oder andere große Kursänderungen gerechtfertigt und durchgesetzt werden können. So war es in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, als in den zwei Jahrzehnten vor 1914 sechs Staatsoberhäupter ermordet wurden, jedes Mal von einem „Einzeltäter“. Dahinter agierte jedoch eine synarchistische Struktur, die terroristische Elemente einsetzte, um die weltpolitische Kontrolle in den Händen der globalen imperialen Eliten zu halten – und nationale Regierungen zu entmachten.

Damals wie heute ging es im Kern um die Frage: was ist der Mensch? Sind einige geboren zu herrschen, und andere dazu, beherrscht zu werden? Stimmt es, wie Henry Kissinger einst behauptete, dass „nichts Wichtiges aus dem (globalen) Süden kommen kann“? Ist das System des Kolonialismus – ob militärisch, institutionell oder wirtschaftlich – nur eine natürliche Folge des „Gesetzes“, dass Macht Recht bedeutet? Sind einige von uns nur menschliche Tiere?

Die überwiegende Mehrheit der Weltbevölkerung wird diese Frage mit einem klaren Nein beantworten. Aber in den Nationen, die von der sog. westlichen Kultur dominiert sind, ist das Menschenbild so lange und so sehr degradiert worden, dass wir unseren Halt und unsere Mission als kreative Wesen in diesem Universum weitgehend verloren haben. Auch wenn viele dies erkennen, haben die meisten doch keine Vorstellung davon, was an seine Stelle treten soll.

Die menschliche Gattung ist zu kreativem Denken fähig. Darum geht es und es ist die große Aufgabe von Regierungen, die maximale Entfaltung jedes Einzelnen zu fördern, damit jeder sein Potential und seine Talente zur Verbesserung und Bereicherung der menschlichen Lebensbedingungen einsetzen kann. Ein neues Weltentwicklungssystem, basierend auf gegenseitiger Achtung der Interessen jeder souveränen Nation und der Zusammenarbeit zur Förderung der Bedürfnisse der gesamten Menschheit, muss das bösartige, zusammenbrechende System von Krieg, Kolonialismus und imperialer Finanzwirtschaft der Wall Street/City of London ersetzen.

Ein intensiver Dialog darüber, wie wir dorthin gelangen – mit den Worten Friedrich Schillers in den Ästhetischen Briefen: „Das lebendige Uhrwerk des Staates muss gebessert werden, indem es schlägt“ – wird das Thema der Konferenz des Schiller-Instituts „Eine schöne Vision für die Menschheit in Zeiten großer Turbulenzen!“ an diesem Wochenende sein. Sie sind herzlich eingeladen, sich daran zu beteiligen.


Inhalt

STRATEGISCHE KRIEGSGEFAHR

  • Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington von mutmaßlich pro-palästinensischem Aktivisten getötet
  • Iran und USA halten fünfte Gesprächsrunde in Rom ab
  • Russland verspottet britische Kriegstreiber: Pumpen Sie erst mal Ihre platten Reifen auf!
  • EU genehmigt 150 Milliarden Euro für Militarisierung
  • US-Außenminister schürt Hass gegen China während Senatsanhörung

USA UND KANADA

  • Südafrika und USA arbeiten weiter zusammen
  • Rubio weigert sich, Putin als „Kriegsverbrecher“ zu bezeichnen
  • Trump bleibt hart gegenüber der „Koalition der Willigen“

NEUES PARADIGMA

  • BRICS: Algerien ist nun Mitglied der Neuen Entwicklungsbank
  • Russland baut Pipeline in der Republik Kongo
  • Offener Brief an Papst Leo XIV.: Schiller-Institut veröffentlicht Namen von 85 prominenten Unterzeichnern

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