Rumtricksen ist zwecklos: das geopolitische Schachbrett umstürzen!

Während die neue Trump-Regierung in ihren vierten Monat stolpert und alle konventionellen Ansätze rigoros über den Haufen wirft, versucht die Welt, mit den Aktionen des neuen Präsidenten klarzukommen. Die wild schwankenden Aussagen zum Iran beispielsweise geben verständlicherweise Anlass zur Sorge. Der Nahost-Beauftragte Steve Witkoff erklärte am 14. April, dass ein iranisches Atomprogramm mit einer Anreicherung von bis zu 3,6 Prozent für zivile Zwecke akzeptabel sei – eine Aussage, die er nur einen Tag später widerrief, als er sagte: „Der Iran muss sein Atomprogramm und seine Waffenproduktion einstellen und vollständig aufgeben.“ Eine ähnliche Situation ergibt sich in Bezug auf die Zollpolitik, wo Unternehmen und ganze Nationen durch die damit verbundene Unsicherheit in Mitleidenschaft gezogen werden.
Chaos ist kein Wegbereiter von Wohlstand – weder in der Wirtschaft noch in internationalen Beziehungen. Und Präsident Trump tut sich eindeutig keinen Gefallen, wenn er eine derart widersprüchliche und unberechenbare Politik verfolgt. Aber auch wenn diese Überlegungen wichtig sind, dürfen wir angesichts der rasanten Entwicklungen nicht den Blick für die eigentlichen Probleme nicht verlieren.
Lyndon LaRouche schrieb 1984 in einem Memo: „Wenn Sie sich jemals dabei ertappen, Schlussfolgerungen aus einer Liste von Fakten zu ziehen, die Sie zu kennen glauben, halten Sie inne und denken Sie noch einmal nach. Wie der Buchhalter dem Richter sagte, war es das fehlende Bargeld, das zur Aufdeckung der Unterschlagung führte. Seien Sie sich immer bewusst, dass Ihnen etwas Entscheidendes für Ihre Entscheidung entgangen sein könnte.“ Zum Beispiel: „Es sind die Dinge, die nicht da sind, die dich wirklich zu Fall bringen können, wie der Mann sagte, als er in den leeren Aufzugsschacht fiel.“
Betrachten Sie aus dieser Perspektive die heftige Debatte in Deutschland über die Lieferung von Langstreckenraketen vom Typ Taurus an die Ukraine, wie sie der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz vorgeschlagen hat. Was würde gerade jetzt, wo die Lage zwischen den USA und Russland vielversprechender aussieht und die Welt vom Rand eines Dritten Weltkriegs zurückgetreten ist, passieren, wenn Deutschland plötzlich die Ukraine dabei unterstützen würde, Raketen tief in russisches Territorium zu schießen? Der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes hat gerade am 15. April festgestellt: „Im Falle einer Aggression der Nordatlantischen Allianz gegen die Union [Russland und Weißrussland] wird dem gesamten NATO-Block mit Sicherheit Schaden zugefügt werden. …“ Ist sich Trump dieser Gefahr bewusst?
Oder nehmen wir China und den eskalierenden Zollstreit. Über welche physischen und wirtschaftlichen Kapazitäten verfügt die USA tatsächlich, um einen umfassenden Handelskrieg mit der größten Volkswirtschaft der Welt zu führen? Chinas Entscheidung, die Ausfuhr von Seltenerdmetallen und Magneten zu beschränken, dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein und für die stark importabhängige US-Wirtschaft ein viel größeres Problem bedeuten. Das erklärte Interesse Vietnams, das Angebot zum Beitritt zur BRICS-Gruppe anzunehmen und die Zusammenarbeit mit China auszubauen, könnte ein erster Hinweis auf die massiven Gegenreaktionen sein, die Trumps Politik weltweit auslösen wird. Der Versuch, sich von China abzukoppeln, dürfte genauso wenig Erfolg haben wie die Bemühungen, Russland zu isolieren, wobei die „Entdollarisierung“ möglicherweise bald das geringste Problem der Vereinigten Staaten sein könnte. Was sind das für Quacksalber, die Trump raten, dieses Risiko einzugehen?
Und last, but not least: Welche Auswirkungen wird dieses Chaos auf das aufgeblähte und überschuldete Finanzsystem haben, das seit 2008 durch die Liquidität der Federal Reserve krampfhaft am Leben erhalten wird? Wie kürzlich der rasante Anstieg der US-Anleihemarktzinsen gezeigt hat, ist dieses System höchst instabil. Außerdem steht die 2 Billionen Dollar schwere Derivateblase kurz davor, zu platzen. Wie viel Turbulenzen kann dieses Finanzsystem noch verkraften, bevor es in einen irreversiblen Zusammenbruch stürzt?
Diese Faktoren beeinflussen die reale Welt, nicht die Tagesereignisse, die in den Medien als Nachrichten präsentiert werden. Man täusche sich nicht: Diejenigen, die Präsident Trump eine „Liz-Truss-Behandlung“ zukommen lassen und die USA wieder in ihren Status als dummer Riese und Vollstrecker des westlichen imperialen Systems zurückversetzen wollen, wissen das sehr gut. Keine noch so raffinierten Manöver oder „3D-Schachzüge“ können die grundlegenden Realitäten verdrängen, mit denen die USA und die Welt konfrontiert sind – und jeder Versuch, dies zu ignorieren, wird die Situation nur verschlimmern.
Patrioten und Weltbürger von heute werden sich für eine neue Ära der Zusammenarbeit zwischen den Großmächten einsetzen, um ihre Nationen zu entwickeln und die Produktivkräfte der Arbeit weltweit zu steigern. Nur so lassen sich Handelsungleichgewichte korrigieren und eine neue Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur schaffen – und dabei gleichzeitig einer britischen geopolitischen Falle entgehen. Darum geht es auf der Konferenz des Schiller-Instituts am 24. und 25. Mai – melden Sie sich an.
Inhalt
KOLLABIERENDES IMPERIALES SYSTEM
- Jacques Baud: Westen ignoriert neue globale Realität und hat keine strategische Vision
STRATEGISCHE KRIEGSGEFAHR
- USA stoppen G7-Erklärung zu Sumy
- Britisches Empire bestätigt: Kein Frieden für die Ukraine
- Rubio und Witkoff zu Gesprächen über Ukraine-Krieg in Europa
- Meinungsverschiedenheiten im Trump-Kabinett zur Iran-Politik
- Hamas lehnt israelischen Entwaffnungsvorschlag ab
NEUES PARADIGMA
- Xi Jinping vertieft Chinas Beziehungen zu südostasiatischen Nachbarn
USA UND KANADA
- Iran erwartet von Washington klare Aussagen über Atomprogramm
- Produzenten gehen im Handelskrieg unter