Putin und Trump werden reden – Warum der Präsidentschaftswahlkampf gerade erst beginnt
Kann es so einfach sein? Der russische Präsident Wladimir Putin antwortete heute auf die Frage, ob er mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump sprechen werde, mit Ja. Dann fügte er hinzu, er sei nicht abgeneigt, Trump zuerst die Hand zu reichen. Und eine Stunde später sagte Trump, er glaube, man werde miteinander sprechen.
Bei der Beantwortung von Fragen im Valdai Discussion Club vertrat Putin die Ansicht, dass Trump während seiner ersten Präsidentschaft „von allen Seiten schikaniert wurde, er wurde gemobbt, er hatte Angst, einen Schritt nach links oder rechts zu machen, das Falsche zu sagen“ – und am Ende habe er die Kontrolle über die Ereignisse verloren. Und Putin fügte hinzu: „Ich weiß nicht, was jetzt während seiner neuen Präsidentschaft passieren wird. Was immer er tut, es hängt von ihm ab.“
Er räumte jedoch ein, etwas über Trump gelernt zu haben, als ein Attentäter versuchte, ihn in Pennsylvania zu töten: „Ich kann Ihnen sagen: Sein Verhalten während des Attentats… hat mich beeindruckt. Er hat bewiesen, dass er ein mutiger Mann ist… Unter außergewöhnlichen Umständen erweist sich jemand als Mensch – da zeigt er sich als Mensch. Und er hat sich meiner Meinung nach auf die richtige Weise gezeigt: mutig, wie ein Mann.“ Offenbar ist Putin trotz aller Unterschiede in Stil und Inhalt zu Trump der Meinung, dass an dem Kerl vielleicht doch etwas dran sei, dass er dem Mobbing diesmal standhalten werde.
Man könnte hinzufügen, dass Trumps Weigerung, sich dem angedrohten Amtsenthebungsverfahren und den umfassenden juristischen Angriffen gegen ihn zu beugen, in gewisser Weise mit Lyndon LaRouches prinzipientreuer Haltung gegen die hysterischen und bösartigen Machenschaften gegen ihn vergleichbar ist – vor allem, wenn man sie an dem misst, was heute als politische Führung gilt.
Trumps Grenzen sind bekannt. Es gibt keine Garantie, dass er die verheerenden politischen Deals und Personalentscheidungen seiner ersten Amtszeit nicht wiederholen wird. Das ist eine offene Frage, die sich in den kommenden Monaten klären wird. Aber die Erfahrung, ein scheinbar unlösbares Problem wie den Ukraine-Konflikt zu lösen, könnte seine Regierung diesmal in eine andere Liga katapultieren. Würde Trump beispielsweise 2024/25 erneut den Fehler begehen, einen Mann wie Michael Flynn als Sicherheitsberater zu entlassen, weil er glaubte, die „Russiagate“-Scharfmacher würden ihn dann in Ruhe lassen?
Was passiert also, wenn „Frieden auszubrechen“ droht?
Die neokonservativen Verfechter des „permanenten Krieges“ stehen bereits in den Startlöchern. Noch bevor Trump sein Amt angetreten hat, ist die Kriegsgefahr deutlich gestiegen. Ein britischer Thinktank, der „Council on Geostrategy“, versucht „hochrangige Parlamentarier, ehemalige Botschafter und Sicherheitsexperten“ zu gewinnen, die sich für „den Einsatz einer massiven Präzisionsschlagkraft in der Ukraine ohne externe Beschränkungen bei der Zielauswahl“ einsetzen…“ Politico berichtet unter Berufung auf zwei anonyme Beamte des Weißen Hauses, dass man in den nächsten zwei Monaten nicht einfach Geld und Waffen in die Ukraine schicken könne, denn, so Politico: „Normalerweise dauert es Monate, bis Munition und Ausrüstung in der Ukraine ankommen, nachdem ein Hilfspaket beschlossen wurde. Alles, was in den kommenden Wochen auf den Weg gebracht wird, wird wahrscheinlich nicht vor Beginn von Trumps Amtszeit ankommen, und der nächste Oberbefehlshaber könnte die Lieferungen stoppen, bevor sie vor Ort sind.“ Die einzige effektive Option sei es daher, der Ukraine zu erlauben, Schläge tief in russisches Territorium zu führen – das heißt, sich keine „externen Beschränkungen bei der Zielauswahl“ aufzuerlegen.
Der ehemalige NATO-Botschafter und Sondergesandte für die Ukraine, Kurt Volker (der auch einer der Hauptzeugen für Trumps Amtsenthebung war), erklärte gegenüber dem Kyiv Independent: „Ich denke, die Biden-Administration wäre sehr gut beraten, ihre Einwände einfach fallen zu lassen. Sie sollte die Ukraine einfach die Waffen benutzen lassen, die wir ihr gegeben haben. Und das kann still und leise geschehen, es braucht keine große Ankündigung.“ Newsweek zitierte den Autor/Journalisten David Patrikarakos: „Joe Biden muss eines tun: die gesamte Militärhilfe für die Ukraine beschleunigen und die Ukrainer von ihren Fesseln befreien – ihnen erlauben, US-Waffen innerhalb Russlands einzusetzen.“ Und die Autorin Aja Radan: „Ich schlage Präsident Biden dringend vor, morgen die Ukraine anzurufen und ihnen zu sagen, dass sie jeden Teil Russlands in die Luft jagen können, den sie wollen.“
Und natürlich ist auch der israelische Ministerpräsident Netanjahu eine mögliche Option, den regionalen Krieg in Südwestasien zu einer thermonuklearen Konfrontation auszuweiten. Ein Angriff auf die iranischen Nuklearforschungseinrichtungen hätte die gleiche Wirkung wie ein Raketenangriff tief in Russland hinein.
Nichts davon muss zwangsläufig so kommen. Aber es ist eine sehr reale und greifbare Gefahr. Die Bemühungen, eine gerechte, faire Wirtschaftsordnung aufzubauen, einen von den BRICS angeführten Vorstoss zur Entwicklung vorteilhafter gemeinsamer Industrie- und Landwirtschaftsprojekte voranzutreiben, müssen schneller voranschreiten, als die Geopolitiker in London und Washington kalkulieren können. Trumps Sieg, die Ohrfeige für die globale Elite, kann mit oder ohne Trumps volles Verständnis dessen, was er ausgelöst hat, zu einem weltweit hörbaren Paukenschlag werden. So kann das, was gestern noch als unmöglich galt, zur wunderbaren Überraschung von heute und zur Realität von morgen werden.
Und deshalb hat der Präsidentschaftswahlkampf in den USA gerade erst begonnen.
Inhalt
STRATEGISCHE KRIEGSGEFAHR
- Council on Geostrategy: Niemand darf den Krieg gegen Russland aufhalten!
NEUES PARADIGMA
- Putin und Trump wollen reden
- Glasjew: Trumps Sieg bedeutet das Ende der neokonservativen „Pax Americana“-Phantasie
- Ukrainischer Nachrichtendienst drängt auf Trump-Putin-Friedensabkommen
- Francis Boyle: Trumps Wahl weckt Hoffnung auf ukrainische Einigung
EUROPA
- Vorgezogene Neuwahlen in Deutschland – aber wann?
- Ungarn: Orbán empfängt 27 EU-Staats- und Regierungschefs
- Fico: Trumps Sieg bedeutet, niemals den Medien und Umfragen zu trauen
- Deutsche Brücken stürzen ein