Mai-Konferenz des Schiller-Instituts: Die kulturellen Determinanten einer kompetenten amerikanischen Außenpolitik
Sowohl der Sondergesandte des US-Präsidenten Steven Witkoff als auch der russische Außenminister Sergej Lawrow bemühen sich um eine Normalisierung der russisch-amerikanischen Beziehungen. „US-Präsident Donald Trump hat mehrfach gesagt, dass die Entscheidung der Regierung von Joe Biden, dieses Land [die Ukraine] in die NATO aufzunehmen, ein großer Fehler war,“ sagte Lawrow in einem Interview mit der Zeitung Kommersant am 14. April. Über sein Gespräch mit Präsident Putin am 11. April sagte Witkoff zu Fox News: „Ich glaube, wir stehen am Rande von etwas, das für die ganze Welt sehr, sehr wichtig wäre.“
Nur eines könnte dies verhindern: Wenn die Wirtschaftspolitik Milton Friedman und der „Voodoo-Ökonomie“ der Chicagoer Schule überlassen wird. Der Auftritt von US-Finanzminister Scott Bessent bei Javier Milei in Argentinien – man erinnere sich an Meleis Rockkonzert im Mai 2024, bei dem er schmetterte: „Ich bin der König einer verlorenen Welt! Ich bin der König und ich werde dich vernichten!“ – war auf seine Art ebenso bizarr. In einer makabren Anspielung auf den einst von Ronald Reagan berühmt gemachten Ausspruch „Die Regierung ist nicht die Lösung – die Regierung ist das Problem“ prangerte Bessent in Argentinien Chinas Wirtschaftsinvestitionen in Afrika als „räuberische, als Hilfe getarnte Geschäfte“ an. „Sie haben sich Mineralrechte angeeignet. Sie haben sich Schürfrechte angeeignet. Sie haben die Bilanzen dieser Länder mit riesigen Schuldenbergen belastet … und garantieren damit, dass künftige Generationen arm und ohne Ressourcen sein werden. Und wir wollen nicht, dass dies noch mehr geschieht, als es bereits in Lateinamerika der Fall ist.“
Es sei darauf hingewiesen, dass diese Äußerungen in einem Land gemacht wurden, in dem die Armutsrate unter der Regierung Milei von inakzeptablen 25 Prozent auf 53 Prozent gestiegen ist, den höchsten Stand seit 20 Jahren. Generell hat die von der Wall Street und der Londoner City gesteuerte Politik des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank gegenüber Süd- und Mittelamerika in den letzten 50 Jahren genau das bewirkt, was Bessent China vorwirft, und das ist auch der gleiche Effekt, den Bessent mit seinen Bemerkungen in Argentinien erreicht. Andere Faktoren, wie Trumps „Zollkrieg“, werden die Lage auf dem gesamten südamerikanischen Kontinent und in der ganzen Welt verschärfen. Ist der Angriff auf die antikoloniale chinesische Wirtschaftspolitik der „Belt and Road Initiative“ der Auftakt zu einer Wende hin zu einem zunächst ökonomischen und dann auch physischen Krieg?
Kürzlich wurde in einigen Kommentaren darauf hingewiesen, dass die russische und die chinesische Wirtschaftspolitik von den Ideen des amerikanischen Systems der physischen Ökonomie geprägt sind, wie sie in den ökonomischen Schriften von Alexander Hamilton und Hamiltons Anhänger Friedrich List zum Ausdruck kommen. Es muss auch darauf hingewiesen werden, dass die Trump-Administration derzeit weit davon entfernt ist, die ökonomischen Ideen des amerikanischen Systems als Prämisse für die Formulierung einer erfolgreichen Außenpolitik umzusetzen. Warum ist das so?
In einem Interview mit dem britischen Magazin UnHerd erklärte US-Vizepräsident J.D. Vance, warum und wie das Weiße Haus die Beziehungen, die es mit Russland und anderen Nationen aufbauen will, sofort wieder sabotieren kann. „Der Präsident liebt Großbritannien wirklich. Er liebt die Königin. Er bewundert und liebt den König. Das ist eine sehr wichtige Beziehung. Und er ist ein Geschäftsmann und hat viele wichtige Geschäftsbeziehungen in [Großbritannien]. Aber ich glaube, es geht viel tiefer. Es gibt eine wirkliche kulturelle Affinität. Und natürlich ist Amerika im Grunde ein angloamerikanisches Land.“
Amerika, so Lyndon LaRouche, ist im Grunde kein „angloamerikanisches Land“. Amerika ist nicht einmal in erster Linie ein Land. Amerika ist erstens eine Idee und zweitens ein Ort. Im Gegensatz zu Großbritannien, das nicht einmal eine geschriebene Verfassung hat, sind die Vereinigten Staaten das Ergebnis intensivster Überlegungen, bevor die erste Republik in der Geschichte der Menschheit gegründet wurde. Die fünf Mitglieder des Komitees, das die Unabhängigkeitserklärung verfasste – Benjamin Franklin, John Adams, Thomas Jefferson, James Wilson und Robert Livingston – untersuchten alle bekannten Regierungsformen, die der ihren vorausgegangen waren. Es dauerte 13 Jahre, bis sich die Vereinigten Staaten auf eine Verfassung einigten, die die Konföderationsartikel ablöste. Die Federalist Papers, die von Alexander Hamilton, John Jay und James Madison verfasst wurden, zeugen von dem Bildungsniveau, das die patriotische Fraktion der Vereinigten Staaten von Amerika von den Bürgern verlangte, die über diese Verfassung entscheiden sollten.
Daran wird deutlich, was in der Washingtoner Regierung anlässlich des 250. Jahrestages der Gründung der Vereinigten Staaten unverzüglich korrigiert werden muss. Das ist die Verantwortung und damit die Aufgabe nicht nur aller Amerikaner, sondern aller Menschen guten Willens. Zwei Beispiele zeigen, wie auch Privatpersonen bei dieser Korrektur helfen können.
Der Filmemacher Oliver Stone, der in den vergangenen 35 Jahren eine zentrale Rolle bei der Freigabe der Akten zum Kennedy-Attentat gespielt hat, hat seine Teilnahme an den russischen Gedenkfeiern zum Ende des Zweiten Weltkriegs am 9. Mai angekündigt. „Ich werde am 9. Mai mit einer kleinen Gruppe, zu der auch der ehemalige CIA-Russlandexperte Ray McGovern gehört, nach Russland reisen, um den 80. Jahrestag der enormen Opfer zu begehen, die im Kampf gegen die faschistischen Kräfte im Zweiten Weltkrieg erbracht wurden. Die Welt ist ihnen zu großem Dank verpflichtet, und die Verzerrung dieser Geschichte ist wahrscheinlich die schlimmste Propaganda, die die Vereinigten Staaten und die NATO in ihrer Zerstörungswut betrieben haben.“
Das zweite Beispiel ist die Aufführung einer neu arrangierten Choralbearbeitung von Antonin Dvořáks neuer amerikanischen Nationalhymne auf das Gedicht „My Country ‚Tis of Thee‘“ zusammen mit Dvořáks 1893 in Spillville, Iowa, komponiertem „amerikanischen“ Streichquintett. An dieser Aufführung waren das Schiller-Institut mit der vierstimmigen Bearbeitung der Hymne für Gesang durch Fred Haight, Mitglieder der Chöre des Schiller-Instituts aus Virginia und New York sowie die Leesburg Chamber Players beteiligt.
Der tschechische Komponist Dvořák war von der New Yorker Musikerin und Philanthropin Jeanette Thurber in die USA geholt worden, um dort ein nationales Konservatorium für Musik zu gründen, ein Projekt, das zwar erfolgreich war, aber vom amerikanischen Kongress nie unterstützt wurde. Dvořák wandte sich ausdrücklich dagegen, dass zu diesem Zweck keine eigene amerikanische Nationalhymne komponiert und nicht einfach die britische Nationalhymne „God Save The King“ übernommen werden sollte. Das jetzige Konzert, bei dem auch Mozarts Streichquintett in g-Moll KV 516 erklang, sollte das Publikum an die Bedeutung des 250. Geburtstags Amerikas erinnern, der ältesten und erfolgreichsten föderalen Republik in der Geschichte der Menschheit, und die heilige Pflicht wachrufen, diese ursprüngliche Mission fortzuführen.
Im zweiten Panel der Konferenz des Schiller-Instituts am 24. und 25. Mai mit dem Titel „Eine schöne Vision für die Menschheit in Zeiten großer Turbulenzen“ wird Helga Zepp-LaRouche, Gründerin und Leiterin des Schiller-Instituts, darstellen, warum der Dichter Friedrich Schiller und sein Denken den kulturellen Standpunkt liefert, von dem aus eine neue „Interessenharmonie“ der Menschheit in Zeiten größter Turbulenzen geschaffen werden kann.
Inhalt
ZUSAMMENBRECHENDES IMPERIALES SYSTEM
- Kallas: Kein EU-Politiker soll an der russischen Siegesparade zum Zweiten Weltkrieg teilnehmen
- Wer am SPIEF teilnimmt und wer nicht
- Selenskij verlängert das Kriegsrecht in der Ukraine und verschiebt die Wahlen erneut
- Chinesische Botschaft in Argentinien: USA sabotieren Chinas Hilfe für den globalen Süden
DEUTSCHLAND
- Einige Christdemokraten wollen AfD-Boykott lockern
- Der Koalitionsvertrag ist zwar abgesegnet, aber bekommt Merz genug Stimmen für die Kanzlerschaft?
STRATEGISCHE KRIEGSGEFAHR
- Moskaus Geheimdienstchef warnt NATO vor Aggression gegen russisch-weißrussischen Unionsstaat
- Witkoff über das Putin-Treffen: „Am Rande von etwas sehr, sehr Wichtigem für die ganze Welt“
NEUES PARADIGMA
- Lawrow: Trump-Team sucht realistischen Blick auf den Ukraine-Krieg
- Gabbard ernennt Kritiker der Interventionskriege auf hohen Posten